Alle Artikel in: Kapitel

Epilog

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Kapitel

Nele Ich ließ meinen Blick langsam einmal um 360 Grad wandern und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser werden kann“, rief ich mir die Worte von Marie Kondo ins Gedächtnis. Ich hatte mir ein paar YouTube-Videos der Japanerin angesehen. Angeblich gab es niemanden, der so gut – und gerne – aufräumte, wie sie. Und auf Punkt Eins ihrer Agenda stand: Sichten. Mir erschien das sinnig. Man […]

Kapitel 15

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Kapitel

Nele Je näher ich unserem Haus kam, desto stärker klopfte mein Herz, bis es mir in die Kehle hinein hämmerte. Ich musste schlucken, als ich im etwas zugewucherten Vorgarten unter dem Schild anhielt – durf, leef, geniet – und nach meinem Schlüssel fahndete. Leise hörte ich ein Stimmchen. Ich lauschte: „Papa? Papa, ich geh’ mal auf’s Klo.“ „Soll ich mitkommen?“, brummte der sonore Bass von Antons Stimme kaum hörbar durch die Holztür. „Nein. Ich rufe […]

Kapitel 14

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Kapitel

Nele Ich reckte den Hals, um zu sehen, wie die Wolken vor dem kleinen Fenster waberten, als wären sie Lebewesen. Leider hatte ich so kurzfristig keinen Fensterplatz mehr bekommen. Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr in einem Flugzeug gesessen. Ganze fünf Jahre. Das hatten Anton und ich vor zwei Tagen herausgefunden. Der Arme hatte mich wieder aufrichten müssen, nachdem von mir nur ein Häuflein Elend aus der Universität nach Hause gekrochen kam. Ich durfte […]

Kapitel 13

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Kapitel

Nele Ich versuchte angestrengt, mich auf den Text vor mir zu konzentrieren. Eine Theorie vom Psychologen Mark Freeman mit dem Titel „Axes of Identity“. Ich hatte ihn als Einstiegslektüre für mein Seminar zu Identitätsromanen geplant. Es ging im Groben darum, dass man sich unterschiedlich verhielt, je nachdem, mit welchem Personenkreis man interagierte. Über die Zeit baute man sich so verschiedene Varianten seiner Selbst. Freeman bezeichnete sie auch als „Personas“ oder „Masken“, die man in bestimmten […]

Kapitel 12

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Kapitel

Nele Im schummrigen Licht quetschte ich mich auf Zehenspitzen an den seitlichen Holzbänken vorbei. Von einigen Seiten warfen mir Frauen mit Perlenohrringen und gesetzte Männer im Anzug irritierte Blicke zu. Ich ignorierte das und hielt Ausschau nach Angelas blonder Mähne. Da vorne! Sie hatte sich unmerklich von ihrem Platz erhoben und winkte mir mit halbhoher Hand aus der dritten Stuhlreihe entgegen. Die alte Aula der Universität war ein geschnitzter Traum aus Holzvertäfelung, unterbrochen nur von […]

Kapitel 11

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Kapitel

Emma „Was zur Hölle machst du da?“ – Wieder einmal fuhr mir diese Frage durch den Kopf. Manchmal klang sie verwundert, manchmal bewundernd, manchmal schlichtweg ungläubig. Gerade war eher letzteres der Fall. Ich stand hüfthoch im Gras. Irgendwo im Nirgendwo. Als Hobby für mein neues, sich selbst findendes Ich hatte ich wandern auserkoren. Das war naturnah und hielt fit. Ok, es war auch das einzige, was man ohne Auto dafür mit Wohnsitz ‚Allihies‘ tun konnte. […]

Kapitel 10

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Kapitel

Nele Ich ließ den Aufnahme-Button los und WhatsApp sendete. Feierabend. Freja war heute total fertig gewesen – verständlich natürlich. Weil es Anton auch nicht so gut ging, war er mit ihr zuhause geblieben. Am Nachmittag hatte Anton dann allerdings Fieber bekommen. Ich war als Freja-Betreuung eingesprungen. Aber jetzt war sie im Bett. Hoffentlich ging das nicht wieder los mit der Kotzerei. Aber wenn Freja doch mal krank wurde, war sie in der Regel am übernächsten […]

Kapitel 9

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Kapitel

Emma Ich seufzte. Alexander war fast aus den Socken gekippt, als ich ihm eröffnet hatte, dass ich meinen Job hinschmeißen würde. Für seine Verhältnisse zumindest. Er ließ sich ja selten zu Gefühlsausbrüchen hinreißen, aber das hatte er offenbar nicht erwartet. Er blickte mich fragend an: „Und dann?“ Ich brauchte einen Moment, um meinen Mut zusammenzusammeln: „Dann geh‘ ich für eine Zeit nach Irland.“ Schockiert stellte ich fest, dass seine Augen glasig wurden. Waren das Tränen? […]

Kapitel 8

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Nele Sex war einfach immer eine gute Idee. Ich lag auf dem Sofa und war einfach zufrieden. Drei Stunden vorher hatte Freja einen Zwergenaufstand am Abendbrottisch gewagt und ich hatte sie unzeremoniell ins Bett verfrachtet, ohne selbst einen Bissen gegessen zu haben. Als ich blinzelnd gegen das grelle Licht die Treppe runterstolperte, kam Anton gerade erschöpft von der Arbeit. Ein Bauherren-Ehepaar ging ihm gerade besonders auf die Nerven, weil es beratungsresistent war und immer in […]

Kapitel 7

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Emma „Emma, Rainer will dich sprechen.“ Linda wieder, die Büroassistentin. Nicht schon wieder, dachte ich und wappnete mich für einen weiteren Sturm selbst auferlegten Wahnsinns. Drei wunderbare Tage lang hatte ich das Gefühl gehabt, meine To-Do-Liste unter Kontrolle zu haben. Keiner der aufgeführten Punkte machte Sperenzchen, alle saßen brav an Ort und Stelle und warteten geduldig darauf, abgehakt zu werden. Die Wichtigsten ganz oben, die mittel-wichtigen darunter und ganz unten all die armen Aufgaben, die […]